Elementare Mathematik
Einführung, Begriffsbildung, Mengen, Symbole und Rechenregeln
Mathematik (griechisch: $\mu\alpha\theta\eta\mu\alpha$) - Kenntnis, Lehre, Wissenschaft
Die Mathematik besitzt eine ca. 5000 jährige Geschichte und stellt das mächtigste Instrument dar, um
die Gesetzte der Natur-, Ingenieur- und Strukturwissenschaften zu beschreiben. Die Sprache der Mathematik
ist eine Fachsprache, die sehr präzise und formell ist mit einer Fülle von Symbolen, in die hier
zum Teil eingeführt wird.
Abkürzungen, Notation, Wahre und falsche Aussagen
Eine mathematische Aussage bezieht sich immer auf einen bestimmten
Gegenstandsbereich der Mathematik, dort ist sie entweder wahr oder falsch,
ein Drittes gibt es nicht.
- Die Alternative (oder $(\vee)$): $A \vee B$ bedeutet $A$ und/oder $B$ sind
wahr und nicht entweder $A$ oder $B$ ist wahr
$A \vee B $: A ist wahr oder B ist wahr oder A und B sind wahr
- Die strenge Alternative: Die Aussage entweder $A$ oder $B$ ist wahr ist wahr, wenn eine der
der Aussagen wahr ist und die andere falsch ist. Die Aussage ist falsch, wenn beide wahr
oder beide falsch sind.
- Die Konjunktion und $(\wedge)$: bedeutet sowohl ... als auch
$A \wedge B$: sowohl A als auch B sind wahr, die Aussage ist wahr, wenn beide Aussagen
wahr sind.
- Negation $(\neg)$: Ist A wahr, dann ist $\neg$A falsch
- Implikation ($\Rightarrow$): $A \Rightarrow B$ --- aus A ist wahr folgt, dass B wahr ist,
bzw. sei A eine hinreichende Bedingung für B und B sei eine notwendige Bedingung für A
- äquivalenz ($\Leftrightarrow$): $A \Leftrightarrow B$ --- A gilt genau dann, wenn B gilt.
A ist eine notwendige und hinreichende Bedingung für B (und B für A).
- für alle: $\forall$
- es gibt/existiert: $\exists$
- nicht ($/$): Bsp.: $\not=$ --- $a\not=b$ --- Dies bedeutet $a$ ist nicht gleich $b$
Mengen
[Mengen] Eine jede Zusammenfassung von bestimmten, wohlunterschiedenen Objekten
m zu einem Ganzenen wird eine Menge $\mathcal{M}$ genannt.
Die Objekte m werden auch als die Elemente der Menge $\mathcal{M}$ dezeichnet.
- $m \in \mathcal{M}$: $m$ ist ein Element der Menge $\mathcal{M}$, d.h. gehört zur Menge
$\mathcal{M}$
- $m \not\in \mathcal{M}$: $m$ ist nicht ein Element der Menge $\mathcal{M}$, d.h. gehört
nicht zur Menge $\mathcal{M}$
Wie kann man Mengen definieren?
- Auflisten der Elemente:
- $\mathbb{N} := \{1, 2, 3, ...\}$ ist die Menge der natürlichen Zahlen
- $\mathbb{N}_{0} := \{0, 1, 2, 3, ...\}$ ist die Menge der natürlichen Zahlen mit
der Null
- Angabe einer definierenden Eigenschaft E (oder Aussage E)
- $\mathbb{Z} := \left \{ x \vert\ x \in \mathbb{N}_{0} \vee\ -x \in \mathbb{N} \right
\}$ ist die Menge der ganzen Zahlen, oder allgemeiner
$\mathcal{E} := \{x\in \mathcal{E} |$ für $x$ gilt die Aussage $E\}$
- Angabe eines Funktionsausdruckes (eventuell kombiniert mit zusätzlichen Eigenschaften)
- $\mathbb{Q} := \{ x \vert\ x =\frac{m}{n}\ \mathrm{mit}\ m\in\mathbb{Z}
\ \mathrm{und}\ n\in\mathbb{N} \} $
- Durch eine eindeutige, verbale Beschreibung
- $\mathbb{R} := $ Menge der reelen Zahlen, also der endlichen und unendlichen
Dezimalbrüchen.
- $\{\emptyset\} := $ die leere Menge, d.h. sie enthält kein Element. Die leere Menge
ist eine Teilmenge von jeder Menge. Man erhält eine leere Menge, wenn eine Aussage
$E(x)$ von keinem Element $x$ erfüllt wird.
Einige Mengenoperationen
Teilmenge, Gleichheit, Vereinigung, Durchschnitt und Differenz von Mengen:
Sind $\mathcal{A}$ und $\mathcal{B}$ Mengen, dann bedeutet
- Teilmenge $\mathcal{A} \subseteq \mathcal{B}$, dass jedes Element von $\mathcal{A}$ zugleich
ein Element von $\mathcal{B}$ ist, d.h. $\forall x \in \mathcal{A} \Rightarrow x \in
\mathcal{B}$
- Gleichheit $\mathcal{A}=\mathcal{B}$, genau dann wenn gilt $\mathcal{A} \subseteq
\mathcal{B} \wedge \mathcal{B}\subseteq\mathcal{A}$
- (echte) Teilmenge $\mathcal{A}\subset \mathcal{B}$:\\ d.h. $\forall x \in
\mathcal{A} \Rightarrow x \in \mathcal{B}\ \wedge\ \exists\ \mathrm{mindestens\ ein}\
y\in\mathcal{B}\vert\ y\not\in\mathcal{A}$
Bsp.: $\emptyset \subset \mathbb{N} \subset \mathbb{N}_{0} \subset \mathbb{Z} \subset
\mathbb{Q} \subset \mathbb{R}$
- Vereinigung $\mathcal{A} \cup \mathcal{B} := \{x \vert\ x \in \mathcal{A} \vee x \in
\mathcal{B} \}$
- Durchschnitt $\mathcal{A} \cap \mathcal{B} := \{x \vert\ x \in \mathcal{A} \wedge x
\in \mathcal{B} \}$
- Differenz $\mathcal{A} \setminus \mathcal{B} := \{x \in \mathcal{A} \vert\ x \not\in
\mathcal{B} \}$
Desweiteren gilt für Mengen $\mathcal{A, B}$ und $\mathcal{C}$:
- Reflexivität: $\mathcal{A} \subseteq \mathcal{A}$
- Transivität: Aus $\mathcal{A}\subseteq\mathcal{B}$ und $\mathcal{B}\subseteq\mathcal{C}$
folgt $\mathcal{A}\subseteq\mathcal{C}$.
- Antisymmetrie: Aus $\mathcal{A} \subseteq \mathcal{B}$ und $\mathcal{B}\subseteq\mathcal{A}$
folgt $\mathcal{A} = \mathcal{B}$.
Bemerkung: Die Beziehung (3) wird benutzt, um die Gleichheit zweier Mengen zu beweisen.
Es gelten ferner die folgenden Regeln:
- Kommutativgesetze: $\mathcal{A}\cap\mathcal{B}=\mathcal{B}\cap\mathcal{A},\ \mathcal{A}
\cup\mathcal{B}=\mathcal{B}\cup\mathcal{A}$
- Assoziativgesetze: $\mathcal{A}\cap(\mathcal{B}\cap\mathcal{C}) = (\mathcal{A}\cap\mathcal{B})
\cap\mathcal{C},\ \mathcal{A}\cup(\mathcal{B}\cup\mathcal{C}) = (\mathcal{A}\cup\mathcal{B}
\cup\mathcal{C}$
- Distributivgesetze:
$\mathcal{A}\cap(\mathcal{B}\cup\mathcal{C}) = (\mathcal{A}\cap\mathcal{B})
\cup (\mathcal{A}\cap\mathcal{C}),\ \mathcal{A}\cup(\mathcal{B}\cap\mathcal{C} =
\mathcal{A}\cup\mathcal{B}) \cap (\mathcal{A}\cap\mathcal{C})$
- Nullelement: $\mathcal{A}\cap\emptyset = \emptyset,\ \mathcal{A}\cup\emptyset = \mathcal{A}$
Bemerkung: Der Durchschnitt $\mathcal{A} \cap \mathcal{B}$ (bzw. die Vereinigung $\mathcal{A} \cup
\mathcal{B}$) verhalten sich analog zum Produkt (bzw. zur Summe) zweier Zahlen, die leere Menge
$\emptyset$ übernimmt die Rolle der Zahl Null.
Rechengesetze für reelle Zahlen
A: Addition
- [(A1)] Assoziativität: $(a + b) + c = a + (b + c)$
- [(A2)] Kommutativität: $a + b = b + a$
- [(A3)] $0$ ist neutrales Element der Addition: $a + 0 = a$
- [(A4)] Die Gleichung $a + x = b$ hat immer eine und genau eine Lösung, $x=b-a$. Beachte,
dass dies nur für reelle Zahlen gilt, wären z.B. $a,b\in\mathbb{N}$ gilt diese Aussage
nicht mehr!
M: Multiplikation
- [(M1)] Assoziativität: $(ab)c=a(bc)$
- [(M2)] Kommutativität: $ab=ba$
- [(M3)] $1$ ist neutrales Element der Multiplikation: $1a=a$
- [(M4)] Die Gleichung $ax=b$ hat für $a\not=0$ eine und nur eine Lösung $x=b/a$.
D: Distributivgesetz
Anordnung der reellen Zahlen
O: Die Gesetze der Ordnung
- [(O1)] Trichotomie: Für je zwei reelle Zahlen $a,\ b$ gilt stets eine aber nur eine der
drei Beziehungen $ a < b,\ a > b,\ a=b $.
- [(O2)] Transitivität: Aus $a < b\wedge b < c \Rightarrow a < c$.
- [(O3)] Aus $ a < b\Rightarrow a+c < b+c\ \forall\ c$.
- [(O4)] Aus $a < b\wedge\ c > 0\Rightarrow ac < bc$.
Kleiner-Gleich (und entsprechend Grö\ss er-Gleich)
[Kleiner-Gleich ($\leq$)]
$a\leq b$: entweder $a < b$ oder $a=b$.
Eigenschaften
- Aus $a\leq b\wedge b\leq a \Rightarrow a=b$.
- Aus $a\leq b\wedge b\leq c \Rightarrow a\leq c$.
- Für $a\leq b \Rightarrow a+c\leq b+c\ \forall c$.
- Für $a\leq b\wedge c\leq 0 \Rightarrow ac\leq bc$.
Rechnen mit Ungleichungen
- Ungleichungen dürfen addiert werden, wenn die Richtung der Ungleichheit ($< $)
berücksichtigt wird: Aus $a\leq b \wedge c\leq d \Rightarrow a+c\leq b+d$.
- Aus $a+c\leq b+d \wedge c\geq d \Rightarrow a\leq b$.
- $a+x \leq b$ ist gleichbedeutend mit $x\leq b-a$.
- Für $a>0$ ist $ax\leq b$ gleichbedeutend mit $x\leq b/a$.
Betrag einer Zahl
[Betrag]
$$
\left|a\right|:=\left\{ \begin{array}{r@{\quad \mathrm{falls} \quad}l}
a & a\geq 0 \\ -a & a < 0 \end{array} \right.
$$
Für den Betrag gelten folgende Eigenschaften:
- $|a|\geq 0$, $|-a|=|a|$, $|a|^{2}=a^{2}$ und $-|a|\leq a\leq |a|$.
- $|a|\geq 0\ \forall a\in\mathbb{R}, |a|=0 \Leftrightarrow a=0$.
- $|ab|=|a|\cdot|b|$.
- Dreiecksungleichung: $|a + b| \leq |a| + |b|$.